So wurde aus dem Handy ein Smartphone
„Ein Kamerahandy? Brauche ich nicht. Ein Handy ist zum Telefonieren da; eventuell noch um SMS zu schreiben. Außerdem macht die Kamera total schlechte Bilder.“ So in etwa klang ein Skeptiker Ende der 90er-Jahre, als er gegen den unvermeidlichen Fortschritt des Handys rebellierte. Und nun? Aus dem Handy ist ein Computer im Hosentaschenformat geworden. Die Smartphone-Kamera hat die kompakte Digitalkamera ersetzt und WhatsApp die SMS.
Motorola machte 1983 mit dem DynaTac 8000X den Anfang und brachte das erste Handy auf den Markt. Das Telefonieren, wie man es bis dahin kannte, wurde neu erfunden. Plötzlich war man dazu in der Lage, auch von unterwegs aus Freunde und Verwandte zu erreichen. Das DynaTac 8000X stets bei sich zu haben, war allerdings eine Herausforderung: Das „Handy“ war mit Maßen von 33 x 4,5 x 8,9 Zentimetern und einem Gewicht von 800 Gramm nicht gerade handlich. Trotz des vergleichsweise hohen Preises von knapp 4.000 US-Dollar verkaufte Motorola innerhalb eines Jahres über 300.000 Geräte.
1992, knapp zehn Jahre später, erhielt auch Deutschland sein erstes Handy. Mit 520 Gramm war das Motorola International 3200 etwas leichter als das DynaTac 8000X und unterstützte als eines der ersten Handys den GSM-Standard. Anfangs war es, inklusive Vertrag bei D1 oder D2, ab etwa 3.000 D-Mark erhältlich.
Das erste Klapphandy
Im Jahr 1989 brachte der damalige Innovator Motorola mit dem MicroTac das erste Klapphandy auf den Markt. Eine GSM-Variante kam 1994 nach Deutschland. Der Marktpreis lag damals bei 3.500 US-Dollar.
Gut zehn Jahre nachdem das erste Klapphandy der Welt vorgeführt wurde, brachte das deutsche Unternehmen Siemens mit dem SL10 im Jahr 1999 das erste Handy mit Slider-Funktion auf den Markt. Das 129 x 50 x 26 Millimeter große Gerät hatte ein Farbdisplay mit einer Auflösung von 97 x 54 Pixeln.
Das erste Handy mit Farbdisplay
Lange Zeit waren Handy-Displays monochrom, was bedeutet, dass lediglich zwei Farben angezeigt wurden – meist Schwarz und Grün. Diese Technik kommt heutzutage noch bei vielen Taschenrechnern zum Einsatz, nicht aber in Handys. Bereits 1997 stellte Siemens mit dem S10 das erste Handy mit einem farbigen Display vor. Es zeigte zwar nur vier verschiedene Farben an, jedoch konnten viele Hersteller erst Jahre später gleichziehen. Vier Jahre später kam mit dem Ericsson T68 das erste Handy mit einem echten Farbdisplay auf den Markt, welches 256 Farben darstellen konnte.
Im Jahr 1999 wurde klar, dass ein Handy in Zukunft nicht nur zum Telefonieren und SMS schreiben verwendet, sondern auch als Kamera zweckentfremdet wird. Das erste Handy, das Fotos in einer bescheidenen Qualität aufnehmen konnte, hieß „Camesse“, kam von Toshiba und nur in Japan auf den Markt.
Erst drei Jahre später, nachdem Hersteller wie Ericsson oder Motorola Handys mit ansteckbaren Kameras gezeigt hatten, hatte auch Deutschland mit dem Nokia 7650 sein erstes Handy mit integrierter Kamera. Das Telefon vereinte eine ganze Reihe neuer Technologien in einem mit 114 x 56 x 26 Millimetern dicken Slider-Gehäuse. Das Display erreichte eine Auflösung von damals beachtlichen 176 x 208 Pixeln bei 4.096 Farben. Das Sharp GX 30 war das erste Fotohandy mit einer 1-Megapixel-Kamera.
Die Kamera in Handys entwickelte sich in den darauffolgenden Jahren von einer lauen Brise zu einem Tornado.
Das erste Handy mit MP3-Player
Um den Platz des ersten Handys mit MP3-Player streiten sich gleich zwei Handy-Modelle: Sowohl das Samsung M100 als auch das Siemens SL45 erlaubten es Ende 2000, Musik über einen Kopfhörer direkt vom Handy abzuspielen. Das SL45 verfügte dabei als erstes Handy der Welt über eine austauschbare 32 Megabyte große MMC-Speicherkarte. Das machte es einfacher, neue Lieder vom PC auf das Handy zu übertragen. Samsung hatte den Speicher fest verbaut. Beide Handys glänzten übrigens mit einer technischen Besonderheit: Die Kopfhörer enthielten gleichzeitig ein Mikrofon, um sie als Freisprecheinrichtung zu verwenden.
Das erste Handy mit integrierter Antenne
Wieder war es Nokia, das die Handywelt um eine kleine aber entscheidende Sache bereicherte: Das Nokia 3210 kam 1999 auf den Markt und war das erste kommerziell erfolgreiche Handy ohne externe Antenne. Die Möglichkeit, das Aussehen durch austauschbare Abdeckschalen (von Nokia „Xpress-on“ genannt) individuell zu verändern, machte das 3210 ebenfalls zu einem der beliebtesten Modelle seiner Zeit. So konnte man zwar bereits beim Vorgänger, dem Nokia 5110, schon die Frontschale austauschen, beim 3210 war aber auch die Rückschale austauschbar.
Um auch von unterwegs aus auf dem aktuellen Stand zu sein, wurde das Internet in kleinen Schritten auf das Handy gebracht. Dabei entbrannte durch den Internet-Boom Ende der 90er-Jahre ein Wettrennen um das erste WAP-kompatible Handy auf dem deutschen Markt. Das erste Handy mit WAP-Zugang, das in Deutschland in den Handel kam, war schließlich das Siemens S25. Leider zu früh, hatte es doch den falschen WAP-Standard 1.0 an Bord, der nicht mehr unterstützt wurde. Das erste Handy mit WAP-Browser des Standards 1.1 war das Nokia 7110, das auch in anderer Hinsicht Kunden begeistern konnte: Es war das erste Handy mit einem automatischen Slider, der die Tastatur per Tastendruck freigab.
Nachdem Hersteller einige ihrer Handys mit Infrarotschnittstellen ausgestattet hatten, war es Ericsson im Jahr 2001, die mit dem T39 das erste Handy mit Bluetooth auf den Markt brachten. Damals hatte ein High-End-Handy Ausstattungsmerkmale wie HSCSD, GPRS, eine Infrarotschnittstelle, E-Mail-Funktionalität und WAP.
Das erste Smartphone
Offiziell wird die Erfindung des ersten Smartphones IBM zugesprochen. 1992 wurde auf der Computermesse Comdex in Las Vegas das „Simon“ vorgestellt. Es besaß einen Touchscreen und viele wichtige Organizer-Funktionen. Eine Weltneuheit, die aber zum damaligen Zeitpunkt kaum Zuspruch fand. Zu teuer und zu unnütz kam den potenziellen Kunden das Smartphone damals vor. Man hatte mit dem Gerät zwar ein Telefon, PDA und Pager stets dabei und konnte sogar Faxe empfangen, allerdings hatte das Simon Ausmaße von 200 x 64 x 38 Millimetern und brachte 510 Gramm auf die Waage. Zudem schreckte der Preis von rund 900 US-Dollar (heute etwa 1.400 Euro) die Käuferschaft ab.
Gleichzeitig war das Simon auch das erste Handy, das über einen Touchscreen bedient werden konnte.
2002 gelang es erstmals Ericsson, im P800 einen Farb-Touchscreen zu verbauen ...
... ehe LG im Jahr 2007 mit dem Prada das erste Smartphone mit einem kapazitiven Touchscreen vorstellte.
Der Begriff „Smartphone“ wurde erst fünf Jahre später (1997) von Ericsson kreiert, als das schwedische Unternehmen sein Konzept „GS88 Penelope“ als „Smart Phone“ beschrieb.
Das erste „Smart Phone“, das Ericsson GS88
Im Jahr 1996 brachte Nokia mit dem 9000 Communicator das erste Smartphone, das für die breite Masse gedacht war. Die Communicator-Reihe etablierte sich schon nach kurzer Zeit als eine eigene Gattung.
Um unterwegs die Orientierung zu behalten, kombinierte der finnische Hersteller Benefon ein Handy mit einem GPS-Empfänger. Das Benefon ESC! wurde 1999 vorgestellt und stieß vor allem im Outdoor-Bereich auf Zuspruch. Das Gerät war 129 x 49 x 23 Millimeter groß und 150 Gramm schwer. Mit einem Lithium-Ionen-Akku erreichte man eine Standby-Zeit von bis zu zehn Tagen. Zur Standardausrüstung gehört ein Daten- und Fax-Modem.
Das erste iPhone
Im Jahr 2007 präsentierte Steve Jobs das erste iPhone. Zugleich war es Apples Start in das Handysegment. Heute ist das iPhone das Zugpferd des Unternehmens. Die Reihe gehört zu einer der beliebtesten weltweit.
Das erste Smartphone mit Android
Ein Jahr später, im Oktober 2008 kam das HTC Dream, auch unter dem Namen T-Mobile G1 bekannt, auf den Markt. Es war das erste Smartphone, auf dem Googles Betriebssystem Android lief. Die Bedienung erfolgte über den kapazitiven Touchscreen, fünf Funktionstasten, einen Trackball sowie eine unter dem Display liegenden QWERTZ-Tastatur. Indem man den Touchscreen aufschob, kam die Tastatur zum Vorschein.
Quelle: inside digital